Gemeinsam auf ins Abenteuer.

Zunächst einmal entschuldigt meine lange Abwesenheit und Trägheit meines Blogs. Eine Kombination aus schlechtem Internetzugang, dem Genießen unserer Reise und dem Absterben von Kommentaren hat zu diesem Zustand geführt. Ich hoffe, dass nach wie vor ein paar wenige Leute meine Niederschriften genießen können. Ich freue mich über jeden netten Kommentar als kleine Motivationsstütze. Und nun viel Spaß beim langaufgeschobenen Kapitel 🙂

Unbenannt

Nach unserem ersten Aufeinandertreffen fuhren wir mit unserem neuen Auto und Haus für die nächsten Monate in den beschaulichen und äußerst modernen Vorort Paramatta. Trotz unserer rollenden Luxuswohnung entschloss ich mich im Vorfeld dazu für die ersten 3 Nächte ein echtes Apartment zu buchen in dem Sophie erst einmal ihren Jetlag bekämpfen konnte. Der Preis hatte sich gelohnt und das Meriton hielt was es versprach. Hier konnten wir die ersten Tage völlig unsozial für uns verbringen und die Zeit zu zweit genießen. Bereits in dem stark urbanen Vorort bekamen wir einen ersten Eindruck von der Tierwelt Australiens. Auf unseren kleinen Spaziergängen durch die Parks entdeckten wir allerhand von Vögeln, Fledermäusen und Papageien. Zudem bot sich uns jeden Abend und Morgen ein eindrucksvolles Konzert tausender Papageien in den Bäumen vor unserem Hotel.

Nachdem die Zeit wie im Fluge und Sophies Jetlag rasch überwunden war, ging es für uns das erste Mal gemeinsam ins Auto und zurück auf die Straße. In der Nähe des mir bereits bestens bekannten Bondi Beach fanden wir einen guten Stellplatz am historischen Küstenfriedhof für die folgenden 3 Nächte. Zusammen konnten wir an den Stränden im Osten der Stadt das zunehmend gute Wetter genießen und Sophie sich an das Leben als Backpacker im Auto gewöhnen. Neben Strandspaziergängen, tanning und dem genießen der Wellen begannen wir uns nun nach kostenlosen Duschmöglichkeiten im Schutze der Dunkelheit umzusehen. Abschließend beschlossen wir gemeinsam einen Sightseeing-Tag mit Lisa, Isa und Jerome durchzuführen, womit auch ich meine letzten must-do‘es für Sydney abhacken konnte. Sophie hatte das deutsche Pärchen und die Niederländerin auf ihren Flügen kennen gelernt, wobei sich alle gemeinsam für ein weiteres Treffen entschieden. Zusammen schlenderten wir durch den Botanischen Garten, umrundeten das Sydney Opera House und liefen bei Sonnenuntergang über die harbour bridge. Vor allem beim letzten Programmpunkt musste ich abermals an die alten Erzählungen von Opa denken, wie er damals von der Stadt, dem Land und dem Passieren der Brücke auf dem höchsten Punkt des Bogens berichtete. Da die adrenalinhaltigere Überquerung unsere Reisekasse gesprengt hätte, liefen wir lediglich den normalen Fußweg über die Brücke und genossen dabei die sich verdunkelnde Skyline.

Nachdem wir endlich die letzten Komplikationen mit Sophies neuem Handyvertrag aus dem Weg räumen konnten, verließen wir wenige Tage später die Stadt. Unser erstes Ziel war der stadtnahe und damit touristisch sehr beliebte Blue Mountains Nationalpark. Mit Sydney verließen wir auch das sonnige Wetter und fuhren unseren ersten Tag bis in die späte Nacht im Regen. Während unserer Fahrt durch die Dunkelheit konnte Sophie durch das Fernlicht erste Eindrücke von der wilden Flora und Fauna Australiens erhaschen. Wir folgten einer endlos langen Straße quer durch die Eukalyptuswälder  des Nationalparks und erreichten letztlich unseren ersten free-campground mitten in der Australischen Natur. Tags darauf erblickten wir erstmals die Schönheit der uns umgebenden Natur und bestaunten die Größe der Eukalyptusbäume und riesigen Farne. Die wohl Größte Anziehungskraft aller Naturereignisse des Areals strahlen die three sisters aus. Kurz nach dem Start unseres Rundwanderweges trafen wir bereits auf die drei separierten Sandsteinformationen, welche von riesigen Touristenmassen von einer Panorama Plattform besichtigt wurden. Glücklicherweise war der restliche Pfad so gut wie menschenleer und wir konnten entspannt mit kleinen Snacks und Blackstorys zum Auto zurück wandern.

Aufgrund des zunehmend kühler werdenden Wetters und des einsetzenden Herbstes verbrachten wir lediglich eine weitere Nacht in diesem Nationalpark, bis wir uns auf den Weg in die Küstenregion des Südens machten. Unser grobes Ziel war es, die Stadt Melbourne nach einer gewissen Zeit zu erreichen und auf dem Weg die letzten Sonnenstrahlen des Herbstes einzufangen. Was unser Leben im Auto jedoch von nun an deutlich erschweren sollte, war die Zeitumstellung, welche dazu führte, dass wir nun ab 18.30 Uhr im Dunklen saßen (mittlerweile hat sich dies auf 17.30 Uhr verschoben). Das mag nun für dem einen oder anderen nach einem üblichen Prozess des einsetzenden Winters klingen, jedoch bemerkt man den maßgeblichen Einfluss der Sonne am Tageszyklus erst dann, wenn man keinen uneingeschränkten Zugang zu elektrischer Energie besitzt. Somit verschob sich unser Tagesrhythmus massiv, was und gelegentlich selbst heute noch zu schaffen macht.

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Entlang unserer Route in den Süden trafen wir eines Abends auf ein junges, französisches Backpacker-Pärchen, welches uns von ihrer kürzlich beendeten Arbeit bei der Apfelernte berichtete. Dank ihrer Tipps kamen wir dazu uns kurzerhand erstmals für einen Farmjob im Landesinneren zu bewerben. Bereits die Art der Bewerbung erweckte den Eindruck eines recht gut strukturierten und scheinbar größeren Unternehmens. Während wir nun auf eine Antwort per E-Mail warteten, folgten wir weiterhin der Küstenstraße in den Süden. Leider wurden wir in den kommenden Tagen vom Wetterpech verfolgt und konnten lediglich kurze, halbstündige Zeitfenster für Aktivitäten außerhalb des Autos nutzen. Trotz des starken Regens verschlug es uns in einen weiteren Küstennationalpark an der Jervis Bay. Zu meinem Unmut verlangt der australische Staat in den meisten Fällen einen Tageseintritt für das Betreten der Nationalparks, welche gleichzeitig so ziemlich die einzige Möglichkeit bieten Wanderwege zu nutzen und somit die Natur zu erkunden. Vergleichbar zu Neuseeland ist der Großteil des Landes in Privatbesitz oder die stark wuchernde Natur macht einen einfachen, deutschen Waldspaziergang schlichtweg nicht möglich. Im Nationalpark angekommen entschieden wir uns für einen längeren Strandspaziergang durch den Regen. Laut Reiseführer sollen die Strände der Buchten zu den weißesten der Welt zählen. Was wir jedoch unter den grauen Regenwolken nicht bestätigen konnten. Nachmittags entschieden wir uns dazu, einen historischen Leuchtturm innerhalb des Parks anzufahren und diesen zu besichtigen. Auf dem Weg war es dann endlich soweit und wir entdeckten unsere ersten Kängurus in freier Wildbahn aus dem Auto heraus. Kurze Zeit später entdeckten wir innerhalb der alten Leuchtturmruine ein weiteres Känguru, welches wir dann in aller Ruhe und aus nächster Nähe begutachten konnten. Nachdem wir den Blick von den Steilklippen genossen hatten trafen wir auf dem Rückweg zum Auto schließlich noch auf unsere erste große Spinne. Somit konnten wir auch diesen Punkt endlich abhacken und waren froh dieses kinderhandgroße Exemplar nicht im Auto vorgefunden zu haben.

Aufgrund des nicht endenden Regens an der Küste entschieden wir uns dazu die Flucht ins Landesinnere vorzunehmen und der eher unbekannten Hauptstadt Canberra einen Besuch abzustatten. Den ersten Tag widmeten wir einer Stadtbegehung entlang der vorgeschlagenen Route des Reiseführers. Als sich die damaligen Ursprungskolonien mit Beginn des 20. Jahrhunderts zusammenschlossen, galt es eine gemeinsame Hauptstadt zu finden. Um einem Streit zwischen den bereits schon damals beiden großen Städten Sydney und Melbourne aus dem Wege zu gehen entschied man sich 1908 für die Gründung eines Australian Capital Territory. Somit wurde vor nicht einmal 100 Jahren eine neue Hauptstadt aus dem Boden gestampft, welche von einem amerikanischen Architekten 1912 designt wurde. Die fehlende Historie der Stadt und ihre junge Bestandsgeschichte werden schnell im äußerst modernen Baustil und der großzügigen Raumnutzung deutlich. Auf der einen Seite besteht Canberra aus vielen, hohen, verglasten Büro- sowie Geschäftshäusern, welche den CBD der Stadt säumen. Auf der anderen Seite wollte man einer engen und überfüllten Stadt aus dem Wege gehen und flutete den Fluss zu einem stattlichen See im Herzen der Metropole. In Ergänzung mit all den begrünten Flächen und Parks war die Zielsetzung die Stadt in einer natürlichen Umgebung erscheinen zu lassen. Jedoch wirkt diese Kombination aus urbanem Baustil und natürlicher Freiheit hier wie gewollt und nicht gekonnt. Es führt lediglich dazu, dass die Stadt wie ein riesiger Flickenteppich aus einzelnen Häuserarealen wirkt, welcher nur sehr schwerlich zu Fuß erkundet werden kann. Viel mehr gleicht das Bild einer surrealen Zukunftsstadt in welcher es fliegende Autos bräuchte, um sich in dieser fortzubewegen. Trotz unserer anfänglichen Zweifel mussten wir gezwungenermaßen vor Ort bleiben, um in den folgenden Tagen organisatorische Vorbereitungen für die Arbeit zu treffen. Dazu zählten unter anderem das Beantragen einer Steuernummer sowie das Besorgen einer australischen Bankverbindung. Nachdem die Wege erledigt waren und wir nun 5 Tage auf unsere Bankkarten warten mussten entstanden neue Pläne zur Überbrückung der Wartezeit. Bevor wir die Stadt vorübergehend verließen, besuchten wir noch die Art Gallery Canberras. Sehr zu unserer Freude war die Kunstaustellung äußerst gut und mit einigen weltberühmten Werken bestückt. Besonders überrascht und begeistert war Sophie als sie eine ihrer Lieblingsbilder von Jackson Pollock, Andy Warhol, Claude Monet sowie Amselm Kiefer entdeckte.

Unweit der Hauptstadt erstreckt sich das alpine Hochland der Snowy Mountains an der Grenze zwischen den Staaten New South Wales und Victoria. Unser Ziel war es in den Tagen des Wartens den 2228m hohen Mt. Kosciuszko und damit höchsten Berg des Landes zu besteigen und dem gleichnamigen Nationalpark einen Besuch abzustatten. Erst in der Dunkelheit erreichten wir den Rand des kostenpflichtigen Nationalparks und nächtigten auf einem der zahlreichen, riesigen Parkplätze welche im Winter von den Tagesgästen des Skigebietes genutzt werden. Am Abend des Folgetages fuhren wir dann schließlich in den zu bezahlenden Teil des Areals und begaben uns zum Startpunkt für unsere geplante Wanderung. Auf dem Weg passierten wir ebenso die Stadt Thredbo, welche als Zentrum des winterlichen Ski-Resorts gilt. Noch befanden wir uns jedoch in der Nebensaison das schneelose Dorf war wie leergefegt. Schließlich hielten wir mit dem Auto am Ende der Bergstraße und versuchten mit unseren Kerzen und dem Kochen im Auto das Innere unseres Schlafplatzes etwas aufzuheizen.

Am nächsten Tag weckte uns das Klingeln des Weckers noch vor Sonnenaufgang. Das Aufstehen und Anziehen fiel uns zunächst etwas schwer, da es außerhalb des Autos schon leicht fröstelte und die Kälte auch das Innere des Wagens ausgefüllt hatte. Jedoch half mir der Anblick des Naturschauspiels unterstützt durch meine Thermounterwäsche, um meine wärmenden Kräfte schnell zu entwickeln. Während auf der einen Seite noch der Mond in seiner vollen Pracht schien und eine eisige, sternendurchzogene und klare Nacht erhellte, erblickte ich auf der anderen Seite die bereits aufgehende Sonne.

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Im Allgemeinen entpuppte sich der Weg auf den Gipfel mehr oder weniger als kurzer Spaziergang. Nach gerade einmal zwei Stunden standen wir bereits auf der Spitze des Berges und blickten nicht mehr als 10 Meter weit in die dichte Nebelwand. Ab der Hälfte des Weges hatte neben dem Nebel auch abschnittsweise der Schnee begonnen. Für den Rückweg entschieden wir uns für einen weiteren Weg, welcher uns über angegebene 6 Stunden zu unserem Auto zurückführen sollte. Wir entschieden uns trotz der Warnung eines älteren Paares aufgrund des vom Schnee bedeckten Pfades für diese Route. Am Ende sollte sich heraus stellen, dass die Sorgen unbegründet waren, da tatsächlich lediglich der Weg an einigen Stellen voller Schnee war, jedoch nicht die angrenzenden und zum Teil sehr großen und gut zu begehenden Flächen. Bei dem zunehmend besser werdenden Wetter vernahm ich plötzlich im Augenwinkel vor mir eine kleine Regung im Schnee. Beim zweiten Blick erkannte ich die ungefähr kinderhandgroße Spinne, welche sich aggressiv in unsere Richtung aufbäumte und definitiv keine friedlichen Absichten ausstrahlte. Da wir beide neben dem Schrecken und Eckel auch etwas Respekt vor dem unbekannten Gegner entwickelten, entschieden wir uns lieber für einen kleinen Bogen durch den tiefen Schnee. Neben dieser kurzen Ausnahmesituation konnten wir etwas später doch noch einen schönen Blick über das kleine Panorama erhaschen. Nach ca. 8 Stunden Laufzeit erreichten wir nach einer finalen Flussüberquerung glücklich unser Auto.

Auf dem Rückweg und der Fahrt raus aus dem Nationalpark hielten wir an einem kleinen Spot am See, an welchem wir auch eine ziemlich kalte, aber zumindest kostenlose Außendusche vorfanden. Für die folgenden 2 Nächte war dies unser Stellplatz, bis wir den Anruf über die Ankunft der Bankkarten erhielten. Beinahe zeitgleich schreib erhielten wir per SMS ebenso die Zusage für unseren Job mit der Frage ab wann wir in einem vorgegebenen Zeitraum bereit wären zu beginnen. Nachdem die Osterfeiertage vorüber waren konnten wir unsere Karten abholen und noch am selben Tag in den kleinen Ort namens Batlow starten. Wir wussten, dass wir uns noch am selben Abend mit unserem Supervisor, einem gewissen Romeo treffen und bereits am nächsten Tag anfangen würden. Doch was uns genau in diesem Apfelimperium erwarten sollte, hatten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht erahnen können.



3 Gedanken zu “Gemeinsam auf ins Abenteuer.

  1. Lieber Philipp und liebe Sophie,
    wir haben euren Bericht mit großem Interesse gelesen. Schön, dass ihr so viel erlebt, aber es sind nicht immer ganz ungefährliche Begebenheiten dabei. Wenn ihr wieder zu Hause seid, wird Opa mal paar Bilder vom bridge Climbing zeigen.
    Pfingsten (Freitag) wird Alfred allein bis Hof mit dem Zug fahren und wir holen ihn dort ab, dann ist er bis Montag bei uns. An deine erste Zugfahrt allein nach Mainz kann ich mich noch genau erinnern.
    Mama hat uns dein Apfelpflückvideo geschickt, da hast du dich aber beeilt oder war das immer dein Tempo so.
    Bleibt schön gesund und liebe Grüße von
    Oma, Opa und Andreas

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  2. Lieber Philipp,
    ich verfolge gespannt Eure Reise und habe auf die Fortsetzung von Deinem Blog gewartet. Die erste Zeit hast Du uns mit Deinen Beiträgen sehr verwöhnt. Jetzt scheinst Du in der Fremde angekommen, bist.mit Sophie in bester Gesellschaft und möchtest Dich weniger mitteilen. Das ist auch ok. Aber mach weiter, denn der Blog ist Dein/Euer Reisetagebuch. Ich werde mich sehr wahrscheinlich nicht so weit in die Welt hinauswagen und lerne auf die Art und Weise viel Neues.
    Also bleib dran, ich freue mich über jeden weiteren Eintrag.
    Deine Mutti

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  3. Hallo, Philipp und Sophie,
    Ihr genießt ja ganz gut Euer Abenteuer.
    Prüft bitte die Aufenthaltsbedingungen, wie Visum usw.
    Auch ich genoss zuletzt mit Kollegen (M4 Competition und Porsche Turbo) ein Wochenende die Nordschleife, dabei verbrannten vom meinem M4 aus 11/16 die Bremsen, eines der video im net:

    Die Kiste wird aber verkauft, es kommt ein neuer M4 CS. Schon bestellt.
    Andreas

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